In der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen begegnet uns häufig der personenzentrierte Ansatz, in dem das „Problem“ ausschließlich im Klienten gesehen wird. Dementsprechend herrscht oft noch der Glaube vor, dass man „nur“ den Klienten „reparieren“ muss bzw. dass der Klient nur hart genug an sich arbeiten muss, damit die Erkrankung minimiert wird oder gar „weggeht“.
Der systemische Ansatz hingegen sieht nicht nur die Klient*innen mit psychischer Erkrankung eingebunden in ihren jeweils sozialen (Bezugs-)Systemen, mit denen sie in Wechselwirkung stehen, sondern versteht die psychische Erkrankung auch als eine Art „Lösungsversuch mit hohem Preis“.
Der systemische Ansatz beleuchtet daher die Wechselwirkungsprozesse innerhalb des Klienten-Systems und wie diese sich auf die Entwicklung (Verbesserung oder Verschlechterung) der psychischen Erkrankung auswirkt. Ebenso wird das gezeigte Symptom als eine Art „Bedürfnismelder“ verstanden, den es zu übersetzen gilt und der uns einen Ansatz für unsere Arbeit mit den Klient*innen gibt.

Um das Zertifikat zur „Fachkraft für systemische Sichtweise auf psychische Erkrankungen“ zu erhalten, müssen folgende Anforderungen erfüllt werden:

  • erfolgreiche Teilnahme am Seminar „Systemische Sichtweisen auf psychische Erkrankungen“ (60 UE)
  • zweitägiges Vertiefungsseminar (20 UE)
  • Weiterbildungssupervision mit eigener Fallsupervision (10 UE)
  • Abschlusskolloquium (10 UE)
  • Verfassen und Einreichen einer Fallstudie (Verlaufsprotokoll)
  • Verfassen und Einreichen einer Abschlussarbeit zu einem Krankheitsbild (vertiefte Auseinandersetzung mit dem Krankheitsbild)

Termine
Grundlagenseminare:
Modul I und II: Systemische Grundlagen und Methoden
28. / 29.04.2025
Modul III: Depression und Burnout
19.05.2025
Modul IV: Ängste und Zwänge
20.05.2025
Modul V: Sucht / Essstörung
07.07.2025
Modul VI: Psychose und Borderline
08.07.2025

Vertiefungsseminar:
12./13.07.2025

Supervisionstermine
20.09.2025

Kolloquium/Abschluss
08.11.2025

Teilnehmerzahl
12 Teilnehmer*innen

Kosten
2.100 Euro (Gesamt)
Die Weiterbildung kann auch als Aufbauweiterbildung nach erfolgreichem Abschluss des Seminars „Systemische Sichtweisen auf psychische Erkrankungen“ gebucht werden.
Aufbauweiterbildungskosten: 1.300 Euro

Weiterbildungsinhalte
In dieser modular aufgebauten Weiterbildung lernen Sie in verschiedenen Modulen systemische Sichtweisen und Methoden auf ausgewählte psychische Erkrankungen kennen. Ziel der Weiterbildung ist es, dass Sie im Anschluss das Gelernte sowohl in Fallbesprechungen von Klient*innen mit psychischer Erkrankung anwenden können also auch um neue Möglichkeiten der Zugangsweise sowie der Arbeit mit diesen Klient*innen wissen.

Modul I und II: Grundlagen der Systemik in der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen
– Was ist Systemik? Grundpfeiler der Systemik (Konstruktivismus, Menschenbild, Haltung)
– Ausflug in die Hirnforschung: wie steuern wir unser Erleben?
– Problementstehung und -aufrechterhaltung
– Symptome als Sehnsuchtsmelder und Bedürfnisträger
– Was bedeutet das in der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen? Stolperfallen und die Verantwortung des Mitarbeiters

Modul III: Depression und Burnout
– Persönlichkeitsmerkmale und Herkunftsfamilien von „depressiven“ Klienten
– Depression / Burnout als Feedbackkompetenz
– Stolperfalle „lösungsorientiertes Vorgehen“: Die Wirkung lösungsorientierter Methoden
– Die Vielschichtigkeit der „Erkrankung“
– Erkrankung oder gesundes Verhalten des Organismus?
– systemische Methoden für die Arbeit mit Klient*innen, die sich depressiv erleben

Modul IV: Ängste und Zwänge
– Ängste und ihre Bedeutung
– Zwänge und ihre Bedeutung
– gibt es Zwänge ohne Ängste?
– Persönlichkeitsmerkmale und Herkunftsfamilie von Menschen mit Ängsten und Zwängen
– Ängste und Zwänge systemisch „übersetzt“
– systemische Methoden für die Arbeit mit Klient*innen mit Ängsten und/oder Zwängen

Modul V: Sucht und Essstörung
– Sucht als Sehn-Suchtsfaktor
– Persönlichkeitsmerkmale und Herkunftsfamilie
– Suchtmittel als Stellvertreter für die eigentliche Abhängigkeit
– Umgang mit „Ehrenrunden“ (Rückfällen)
– systemische Methoden für die Arbeit mit suchterkrankten Klient*innen

Modul VI: Psychose
– Psychose als Kompetenz
– Persönlichkeitsmerkmale und Herkunftsfamilie von Menschen mit Psychosen
– Umgang mit psychotisch werdenden Menschen
– Beteiligte eines psychotischen Schubs
– systemische Methoden für die Arbeit mit „psychotischen“ Klient*innen

Modul VI: Borderline
– zwischen Autonomiebestreben und Zugehörigkeitssehnsucht
– Persönlichkeitsmerkmale und Herkunftsfamilie
– Was macht die Arbeit mit Borderline-Klient*innen so schwer für mich? Der schnelle, aber schleichende Prozess des Teilwerdens des Klientensystems
– systemische Methoden für die Arbeit mit den Klient*innen

Vertiefungsseminar
– Vertiefung der systemischen Theorie zu Krankheitsideen
– systemische Fallanalyse
– Aspekte der Haltung
– Anwendung und Übung von spezifischen Methoden in der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen

Weiterbildungssupervision
– Einbringen eines eigenen Fall mit Besprechung in der Weiterbildungsgruppe

Abschluss
Nach jedem Modul erhalten Sie eine qualifizierte Teilnahmebescheinigung. Wenn Sie alle Module (I-VII), inklusive vier Supervisionen am IsA-SH absolviert haben, stellen wir Ihnen bei Einreichung der Teilnahmebescheinigungen das Zertifikat „Fachkraft für systemische Sichtweise auf psychische Krankheitsbilder“ aus.

Teilnahmevoraussetzung
– abgeschlossene pädagogische, psychologische oder medizinische Ausbildung oder ähnliches oder mindestens dreijährige Berufserfahrung im sozialen Bereich (bevorzugt in der Sozialpsychiatrie oder Kinder- und Jugendhilfe)
– Möglichkeit zur Anwendung der Weiterbildungsinhalte in der Praxis
– Grundkenntnisse des systemischen Ansatzes

Berufserfahrung in der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen oder Nachweis einer Tätigkeit mit psychisch erkrankten Menschen.

Methodik
– praxisorientiert
– theoretische Inputs
– praktische Übungen in Kleingruppen
– Übungen an Fallbeispielen im Plenum
– Diskussionen in Kleingruppen und im Plenum
– konkrete Anwendung des Gelernten anhand mitgebrachter Fallbeispiele der Seminarteilnehmer

Zielgruppe
Mitarbeiter*innen, die im Tätigkeitsfeld der Eingliederungshilfe für psychisch erkrankte Menschen oder in der Beratung und/oder Therapie tätig sind .

Leitung
Birte Hoffmann, Sonderpädagogin M.A., systemische Beraterin (SG) und Supervisorin
Tim Radke, Dipl. Wirtschafts-Ing., systemischer Berater

Ort
Nikolaus-Otto-Str. 1
24783 Osterrönfeld (bei Rendsburg)

Seminarzeiten
9.00 Uhr – 17.00 Uhr

Hinweis
keine